Februar 2019

Augusta Read Thomas: Selene – Moon Chariot Rituals (2015), Oktett für Schlagzeug-Quartett und Streichquartett

Ausschnitt aus der Map zu dem Stück "Selene – Moon Chariot Rituals" von Augusta Read Thomas © Archiv fmg


Die hier gezeigte Partitur bezeichnet die US-amerikanische Komponistin Augusta Read Thomas als „Map“. Sie enthält unterschiedliche Typen an Informationen: In der Mitte wird anhand einer Zeitachse der Verlauf der Komposition dargestellt, mit Hinweisen auf Instrumentengruppen und konkreten Spielanweisungen. Darüber hinaus gibt es Details zum Titel (über die griechische Göttin Selene) und zu den Widmungsträgern. Rein bildliche Darstellungen der Selene und des Mondes runden die „Map“ ab.
Für wen ist nun diese Map gedacht? Sie steht an der Schnittstelle zwischen der Komponistin und den Interpret*innen, denn sie bietet die Möglichkeit, die formale Konzeption der Komposition auf einen Blick erfassen zu können. Allerdings bildet sie nicht die Aufführungsversion des Werks, denn diese verfasst Read Thomas in einem weiteren Schritt in konventioneller Notation. Gleichzeitig unterscheidet Read Thomas die Maps von ihren Skizzen, die stärker experimentell und weniger planvoll und ästhetisch angelegt sind. Sie evoziert mit der Map demnach im Sinne Sybille Krämers einen „karthographischen Impuls“, indem die bildliche Darstellung eine Orientierungsfunktion erfüllt, die den Interpret*innen dabei hilft, die Partitur schließlich in Klang umzusetzen.

Text: Dr. Gesa Finke

 
Ausschnitt aus der Map zu dem Stück "Selene" von Augusta Read Thomas © Archiv fmg

Zuletzt bearbeitet: 20.01.2020

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