Juni 2025
Im Fokus dieser Quelle des Monats steht die Komponistin, Musikpädagogin und Sängerin Josephine Lang. Sie brachte eine beeindruckende Anzahl an Kompositionen heraus, wobei sie sich größtenteils auf die Gattung der Kunstlieder fokussierte. Ihre Liedersammlung Sechs Lieder (Opus 10, 1841) ist neben einigen Briefen im Bestand des fmg zu finden.
Josephine Lang wurde am 14. März 1815 in München in eine künstlerisch geprägte Familie geboren. Schon mit neun Jahren feierte sie ihr Debüt als Pianistin auf öffentlicher Bühne. Früh übte sie sich an Kompositionen von Liedern – eine Musikgattung, die zu eben dieser Zeit immer populärer wurde. Die ersten datierten Lieder von Lang stammen von 1828, als sie gerade einmal 13 Jahre alt war. Im ähnlichen Alter gab sie auch ihren ersten Instrumentalunterricht, mit dem sie schon damals zum Lebensunterhalt der Familie beitrug. Im Laufe ihres Lebens veröffentlichte sie eine große Zahl an Liedersammlungen und komponierte noch zahlreiche weitere Lieder. Auch einige Chor- und Klavierwerke von ihr sind überliefert, wovon die meisten jedoch bis heute unveröffentlicht sind. Sie starb am 2. Dezember 1880 in Tübingen.
Begegnung mit Mendelssohn
Ein paar Jahre nach ihren ersten Kompositionsversuchen lernte die jugendliche Lang den etwas älteren Felix Mendelssohn kennen. Er war begeistert von ihrem kompositorischen und gesanglichen Talent und bot an, sie in seinem Elternhaus als Schülerin aufzunehmen. Mendelssohn schrieb in einem Brief an seine Familie:
„Die [Josephine Lang] hat nun die Gabe Lieder zu componiren, und sie zu singen, wie ich nie etwas gehört habe; es ist die vollkommenste musikalische Freude, die mir bis jetzt wohl zu Theil geworden ist. Wenn sie sich an das Clavier setzt, und solch ein Lied anfängt, so klingen die Töne anders, – die ganze Musik ist so sonderbar hin und her bewegt, und in jeder Note das tiefste, feinste Gefühl.“ (Wolzogen 1862, S. 93).
(Mendelssohn in seinem „Münchner Bürgerbrief“ an die Familie, 6. Oktober 1831)
Da Langs Vater sich vehement gegen einen Fortgang seiner Tochter aussprach, blieb ihr Unterricht bei dem beeindruckten Zeitgenossen jedoch nur auf wenige Monate beschränkt. Dennoch blieben die beiden in Kontakt und Mendelssohn, in der Musikszene etabliert und anerkannt, unterstützte Lang unter anderem beim Veröffentlichen ihrer Werke.
Heirat und Publikationen
Im Jahr 1840 lernte Lang den Rechtswissenschaftler Christian Kösting kennen. Sie komponierte im selben Jahr, wohl inspiriert von der Begegnung, 40 Kunstlieder in nur einem Monat. Nicht lange danach heirateten die beiden. Mit ihm bekam sie sechs Kinder, deren Unterhalt Lang nach dem Tod ihres Mannes 1856 hauptsächlich durch ihre Arbeit als Musikpädagogin und durch Veröffentlichung einiger Kompositionen bestritt.
Abgesehen von ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit als gefragte Gesangs- und Klavierlehrerin bekam sie 1835 eine Festanstellung als königliche Hofsängerin. Im selben Jahr komponierte sie mehrere Lieder, die ein paar Jahre später in der Liedersammlung Sechs Lieder (Opus 10, 1841) erschienen.
In einem Brief an ihren Musikverleger Friedrich Kistner schrieb Josephine Lang am 26. April 1841 über die Veröffentlichung ihres Opus 10, Sechs Lieder:
„Empfangen Sie mit der nun vollends durchgesehenen Correction meiner Lieder, auch zugleich meinen Dank für beibringende Summa v. 50 fl. […] Nehmen Sie die wiederholte Versicherung, daß ich mich kindisch freue und es kaum erwarten kann, bis nur das erste Exemplar schon in meinen Händen ist.“ (Wolzogen 1862, S. 93).
Ein Stück aus dieser Liedersammlung, auf deren Herausgabe Lang sich in dem Brief freute, ist das Lied Mignons Klage. Als Textgrundlage diente Lang das Gedicht „Nur wer die Sehnsucht kennt“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Das Lied fällt ohne Vorbereitung in einen Ausdruck des Schmerzes ein, wobei die bewegte Klavierbegleitung von Beginn an eine nervöse Unruhe auszustrahlen scheint. Fast wie in einem Dialog antwortet die Klavierbegleitung auf die melodischen Phrasen des Gesangs. Mit diesem echo-artigen Effekt werden auch die Worte „Ach der mich liebt und kennt ist in der Weite“ (Takt 9-10) wirkungsvoll unterstrichen.
Wenn Sie sich dieses Lied anhören wollen sind Sie herzlich eingeladen, im Rahmen des Symposiums her*hits das Konzert am Donnerstag, 12.06.25, um 18:15Uhr zu besuchen.
Dort werden unter anderem Mignons Klage und Die Schwalben aus der Liedersammlung Sechs Lieder von Lang zu hören sein!
Text: Phöbe Brockhaus (Studentin im Masterstudiengang Musikwissenschaft und Musikvermittlung an der HMTMH)
- Josephine Lang ca. 1842 von Carl Müller gezeichnet, de.wikipedia.org/wiki/Josephine_Caroline_Lang.
Zuletzt bearbeitet: 06.06.2025
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