Das Kloster
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Das Kloster.
Ort kulturellen Handelns von Frauen in der frühen Neuzeit
Musik - Spiritualität - Garten - Wissenswelten - Kunst(handwerk)
Interdisziplinäres Musik- und kulturwissenschaftliches Symposium
Musikwissenschaftliche Regionalgeschichte hat eine lange, eine gute Tradition in Hannover und an der Hochschule für Musik und Theater (HMTH). Verknüpft mit Fragestellungen der Gender Studies ist sie Rahmen für ein Forschungsprojekt und die Arbeiten einer Nachwuchsforschungsgruppe an der HMTH unter dem Titel Orte der Musik. Teil des Forschungsprojekts sind drei Kongresse, die sich der Stadt, dem Kloster und dem Hof als Orten kulturellen Handelns von Frauen in der Frühen Neuzeit zuwenden. Im Startkongress zur Stadt, der vom 29. Juni bis zum 1. Juli 2006 stattfand, ging es auch um Hannover, beim Hof-Kongress werden Wolfenbüttel und Hannover in den Blick kommen. Regionale Differenzierungen sind unverzichtbarer Bestandteil dieses musikwissenschaftlichen Vorhabens, das sich an der Urbanistik, der Geschichtswissenschaft und Forschungen zur Raumsoziologie orientiert.
Auch der Ort Kloster hat eine zentrale niedersächsische Dimension in Gestalt der Calenberger und der Lüneburger Frauenklöster. Die regionale Dimension ‚ruft’ danach, die Themen dementsprechend in regionalen Netzwerken wissenschaftlich wiederzuentdecken und künstlerisch wiederzubeleben. Dazu bieten Hannover, Wolfenbüttel und das Musikland Niedersachsen reiche Anknüpfungspunkte: So kreuzte und intensivierte sich die anfangs rein musikwissenschaftliche Idee, über den Ort Kloster nachzudenken, mit gleich klingenden Ideen der Präsidentin der Klosterkammer Hannover, Sigrid Maier-Knapp-Herbst, zur Vorbereitung der Elisabeth von Calenberg-Jubiläen 2008 und 2010. Musikwissenschaft kann so (in einer seit 2005 bestehenden Projektgruppe der Klosterkammer) in Dialog mit Geschichtswissenschaft und Theologie treten; sie kann dabei ihre Perspektiven überdenken, hinterfragen und profilieren.
Die Forschungsgruppe Orte der Musik im Forschungszentrum Musik und Gender an der Hochschule für Musik und Theater Hannover bereitet in Kooperation mit der Klosterkammer Hannover einen interdisziplinären Kongress zum Thema Das Kloster – Ort kulturellen Handelns von Frauen in der Frühen Neuzeit vor, der vom 5. bis 7. Juni 2008 als Teil der Gendenkjahr-Veranstaltungen der Klosterkammer Hannover für Elisabeth von Calenberg stattfinden wird (mehr Infos zu Elisabeth von Calenberg: "Eine Frau schreibt sich in die Geschichte ein" von Susanne Rode-Breymann. Hier geht's außerdem zur Elisabeth-Seite der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. U.a. wurden Schriften von Elisabeth von Calenberg digitalisiert).
Elisabeth von Calenberg
Das Besondere des Kongresses ist, dass er nicht nur an der Hochschule für Musik und Theater, sondern auch in den Klöstern Wennigsen, Wülfinghausen und Wienhausen stattfinden wird. Es wird also nicht nur wissenschaftlich über Themen aus fünf thematischen Bereichen (Musik, Spiritualität, Garten, Wissenswelten, Kunst/Kunsthandwerk) referiert, sondern der kulturelle Ort Kloster auch erfahrbar gemacht werden. Diesem Konzept entsprechend, folgt das Programm des 6. Juni mit musikalischen Beiträgen den Zeiten des Stundengebets.
Ziel des Projekts Orte der Musik, das das kulturelle Handeln vor allem von Frauen ins Zentrum stellt, ist eine veränderte Vermittlung von Musikgeschichte: Bleiben musikwissenschaftliche Interessen weiterhin vorrangig auf Komponisten und Werktexte begrenzt, werden im kulturellen Gedächtnis musikalische Reichtümer anderer Zeiten, darunter der gesamte Bereich (musik-)kulturellen Handelns, für immer in Vergessenheit geraten. Musikgeschichte ist nicht nur die Geschichte von Komponiertem, auf das sich das Interesse der Musikgeschichtsschreibung lange richtete, während die Bedingungen von Produktion, Verbreitung und Aneignung von Musik, sowie der Umgang mit Musik für weniger wichtig erachtet wurden. Vielmehr wird Musikgeschichte auch von denen produziert, die Werke aufführen, die Werke hören, sich um ihre mediale Verbreitung Verdienste erwerben oder die durch Mäzenatentum ein kulturförderndes Umfeld schaffen. Um diese Formen kulturellen Handelns musikhistorisch erschließen zu können, muss das Modell von Kultur als Text hin zum Modell von Kultur als interpretativer Leistung der mit Musik umgehenden Menschen geöffnet werden.
Der Kongress ist nach dem internationalen Kongress Die Stadt – Ort kulturellen Handelns 2006 der zweite Teil eines dreiteiligen Zyklus. Der Kongressband des Stadt-Kongresses ist im Herbst 2007 im Böhlau Verlag in der Reihe „Musik – Kultur – Gender“ erschienen, wo auch (im Herbst 2009) der Band zum Kloster-Kongress erschienen ist.
Zuletzt bearbeitet: 09.04.2019
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