Gesellschaft. Gender. Gesang. Hans Werner Henzes Musiktheater und „Die Englische Katze“
Hans Werner Henzes Musiktheater und „Die Englische Katze“. Interdisziplinäres Symposium am 3. Februar 2017 zur Inszenierung der „Englischen Katze“ in der Staatsoper Hannover
Hans Werner Henze wäre 2016 neunzig Jahre alt geworden. Sein Musiktheater war von Anbeginn gesellschaftlich engagiert. Seit Mitte der 1970er-Jahre kehrte er nach einer Phase des aktiven politischen Engagements zu implizit politischen Gesellschaftsthemen und traditionellen Formen zurück, so auch in „The English Cat“ nach einem Libretto von Edward Bond. Die Oper wurde im Mai 1983, von Henze selbst inszeniert, bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführt. Sie orientiert sich an den Konventionen und Stilmerkmalen der komischen Oper des 18. Jahrhunderts und ist in ihrer scharfen Gesellschaftskritik auf vielen Ebenen heute hochaktuell.
Die Arbeitstagung würdigt im Zuge der Inszenierung der „Englischen Katze“ in der Hannoveraner Staatsoper die „Geschichte für Sänger und Instrumentalisten“ in Henzes Werkkontext erstmals ausführlicher, und zwar aus verschiedenen Blickwinkeln: zunächst aus der Gattungsperspektive im Vergleich mit der komischen Oper „Der junge Lord“ (Susanne Kogler). Dann wird das kompositorische Umfeld der 1980er-Jahre, das im Arbeitstagebuch zur „Englischen Katze“ (Stefan Weiss) und in der Zusammenarbeit mit Edward Bond (Peter Petersen) seinen Ausdruck findet, berücksichtigt. Fragen nach dem biographischen Kontext (Michael Zywietz) schließen die Gender-Perspektive ein: Henze war als Homosexueller in der Bundesrepublik der 1950er-Jahre gesellschaftlicher Außenseiter und hat diese Rolle immer wieder in autobiographischen Schriften im Zusammenhang mit seinem Werk thematisiert. Gender-Konstruktionen im zeitgenössischen (Nina Noeske) und in Henzes frühem Musiktheater (Antje Tumat) werden daher im Hinblick auf eine Fortsetzung oder Brechung in den Kompositionen zur Zeit der Arbeit an der „Englischen Katze“ hinterfragt.
Zusätzlich zu der wissenschaftlichen Perspektive soll das aktuelle Erleben von Kulturschaffenden aus der Theaterpraxis Henzes Werk beleuchten: So wird der Henze- Schüler Detlev Glanert, dessen Oper „Caligula“ von Heidrun Eberl unter dem Aspekt des Wahnsinns diskutiert wird, sich selbst in einem Gespräch zu seiner Oper und seinem Henze Einfluss äußern. Der Dialog wird in einer Podiumsdiskussion mit Klaus Angermann als Dramaturg und Mark Rohde als Dirigent der Inszenierung der „Englischen Katze“ in Hannover, Michael Kerstan als Henzes langjähriger Assistent, Geschäftsführer und künstlerischer Beirat der Henze-Stiftung, Elisabeth Stöppler als junge Henze-Regisseurin und Detlev Glanert über Inszenierungen und Rezeption des Henze’schen Œuvre fortgesetzt – eingeführt von Anna Fortunova, die seiner Überzeugung einer gesellschaftlichen Verantwortung von Kunst und seinem Glauben an einen modernen Humanismus eine Stimme gibt
Leitung und Konzeption: PD Dr. Antje Tumat
Veranstaltungsort
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Senatssaal im 3. OG, Eingang Seelhorststraße 3, Innenhof
30175 Hannover
Anmeldung
Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos. Anmeldungen bitte bis zum 15. Januar 2017 per E-Mail an Antje Tumat.
Programm
Flyer des Symposium zum Download (.pdf, 187 kb)
Zuletzt bearbeitet: 01.03.2019
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