„Souvenirs“ – Die Skizzenbücher Celeste Coltellinis als kulturgeschichtliche Quellen

Ausstellung im Foyer des Forschungszentrums

Celeste Coltellini (1760-1828) war im späten 18. Jahrhundert eine der gefragtesten und bekanntesten Sängerinnen der Opera buffa in Europa. Bevor sie 1792 in die wohlhabende und in Neapel etablierte Familie Meuricoffre einheiratete, war sie 13 Jahre als Primadonna an verschiedenen europäischen Theatern engagiert. Unter anderem wirkte sie in Venedig, Mailand und Florenz, Joseph II. lud sie persönlich an das Wiener Hofburgtheater ein, vor allem hielt sich Coltellini jedoch in Neapel auf. Illustre Persönlichkeiten der Zeit standen mit Coltellini in Kontakt und/oder trafen sich in ihrem Salon; als Beispiele die Maler Antoine Jean Gros und Jean-Honoré Fragonard, die Komponisten Giovanni Paisiello, Domenico Cimarosa, Niccolò Piccini, Wolfgang Amadé Mozart oder Antonio Salieri, die Sängerinnen und Sänger Nancy Storace, Michael O‘Kelly und Francesco Benucci, aber auch städtische Neapolitanische Prominenz wie das Ehepaar Lady Emma und Lord William Hamilton.

Die Zeichnungen Coltellinis, die in dieser Ausstellung zu sehen sind, entstammen bis auf wenige Ausnahmen ihren Skizzenbüchern. Insgesamt zehn Skizzenbücher der Sängerin sind erhalten und bilden einen Teil des Familiennachlasses der Familie Meuricoffre, der sich in Privatbesitz befindet. Die Praxis des Skizzenbuchführens verfolgte Celeste Coltellini ihr ganzes Leben. Aufgrund ihrer Herkunft aus einer Familie des gehobenen Bürgertums, ist ihr eine umfassende Mädchenbildung zugutegekommen, die Gesangs- und Zeichenunterricht einschloss. Doch ging ihre Zeichenpraxis über das Maß dessen hinaus, was im Rahmen einer bürgerlichen Mädchenerziehung verbreitet war. So ist in mindestens zwei Fällen nachweisbar, dass Porträtzeichnungen von Celeste Coltellini als Stichvorlagen verwendet wurden, was auf das Selbstverständnis der Zeichnerin Coltellini hinweist.

Zeichnen war für sie nicht allein ein Medium innerfamilialer Kommunikation, sondern sie nahm ebenso aktiv an der visuellen Repräsentation des musikkulturellen Zeitgeschehens teil. Celeste Coltellinis Zeichnungen ist, neben einem hohen technischen Niveau, auch eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Kunstdiskursen zu entnehmen. Vor diesem Hintergrund ist es von besonderem musikwissenschaftlichen Interesse, die Skizzenbücher Celeste Coltellinis genauer zu betrachten. Sie geben Einblicke sowohl in das musikkulturelle Handeln an jenen Orten, an denen Celeste Coltellini tätig war – auf der Bühne, im Salon oder im häuslichen Rahmen, in Neapel, Wien, auf Reisen etc. –, als auch in das dichte Beziehungsgeflecht jener Menschen, denen Coltellini an diesen Orten begegnete.

In dieser Ausstellung werden die Skizzenbücher Celeste Coltellinis zum ersten Mal öffentlich gezeigt und so einem breiteren Publikum zugängig gemacht.

Konzeption der Ausstellung: Dr. Carola Bebermeier und Anne Fiebig

 
Celeste Coltellini: Paesiello regardant chanter la Coltellini, späte 1780er Jahre. Quelle: Privatbesitz

Zuletzt bearbeitet: 23.02.2019

Zum Seitenanfang