Marietta Alboni, Arsace

Handlung und Rollenbeschreibung: Semiramide – Arsace

Finale Szene aus der Oper Semiramide, Arxiu del Gran Teatre del Liceu, Barcelona, Foto: Antoni Bofill, 2005.

Semiramide, Opera seria in 2 Akten
Musik: Gioachino Rossini
Libretto: Gaetano Rossi
Uraufführung: 3. Februar 1823

Handlung
In Babylon wartet das Volk darauf, dass Königin Semiramide einen neuen Thronfolger bestimmt. Ihr Sohn und rechtmäßiger Thronfolger verschwand im Tumult von König Ninos Tod, den Semiramide einst mit Unterstützung ihres Liebhabers Assur vergiftet hatte.
Es gibt verschiedene Anwärter auf den Thron, Assur und den Prinzen Idreno, doch Semiramide will sich nicht entscheiden. Sie erwartet die Ankunft des jungen Arsace, den sie zum König krönen möchte.
Als dieser in Babylon eintrifft, beginnt ein Ringen um den Thron und um Prinzessin Azema, in die Arsace verliebt ist.
Semiramide, die Arsace heimlich liebt, erklärt ihn in einer Audienz zum König und zu ihrem Gemahl.
Doch auch die Vergangenheit ruht nicht. Durch den Oberpriester Oroe erfährt Arsace erst von dem Verrat an König Nino und wird später über seine wahre Identität aufgeklärt. Er selbst ist Ninia, der verschollene Sohn von Nino und Semiramide.
Arsace gibt sich Semiramide als ihr Sohn zu erkennen und vergibt ihr den Tod seines Vaters.
In Ninos Grabkammer will Arsace Rache an Assur nehmen und ihn töten. In der Dunkelheit trifft er aber nicht Assur, sondern seine Mutter, die ihm gefolgt war.
Der verzweifelte Arsace will sich das Leben nehmen und wird von Oroe daran gehindert.
Während Assur verhaftet wird, feiert das Volk Arsace als den neuen König von Babylon.

Rollenbeschreibung

Arsace ist ein junger, babylonischer Feldherr. Ein Held, einerseits kriegerisch und leicht entzündlich und andererseits emotional, verliebt und verzeihend.
Einst rettete er Prinzessin Azema das Leben und ist seitdem in sie verliebt.
Als er in Babylon eintrifft, holt ihn die Vergangenheit, ein tragisches Familienschicksal und seine verschleierte Identität, ein.
Als Sohn von Königin Semiramide und dem verstorbenen König Nino wird er mit seiner Vergangenheit und der Schuld seiner Mutter am Tod von Nino konfrontiert.
Er verzeiht seiner Mutter, das gefundene Familienglück währt aber nur kurz. In einem aufbrausenden Racheakt tötet er statt Assur versehentlich seine eigene Mutter. In seiner Verzweiflung will Arsace sich das Leben nehmen, dies kann aber von Oroe abgewendet werden.
Die Rolle ist eine Hosenrolle, das heißt die männliche Rolle wird durch eine Frau gespielt.


Personen- und Exponatbeschreibung

Arsace ist der Oberkommandant der Armee von Semiramide, der Königin von Babylon. Obwohl der Soldat in Azema verliebt ist, heiratet er Semiramide und wird König genannt. Arsace erkennt, dass er Semiramides Sohn ist und tötet sie versehentlich.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass im frühen 19. Jahrhundert eine Frau die Rolle eines jungen »eroe amante« in einer Opera Seria spielte. Mariette Alboni trat mehrfach in einer Hosenrolle auf: So adaptierte beispielsweise Giacomo Meyerbeer die Rolle des Urbains in »Les Huguenots«, damit die italienische Sängerin ihn spielen konnte. Arsace ist aber Albonis erster großer Erfolg im Jahr 1847 an der Royal Italian Opera in Covent Garden.
Das hier gezeigte Porträt ist durchaus als Beleg für den Erfolg der italienischen Sängerin in London zu bewerten. Es ist Teil einer Sammlung von Rollenporträts verschiedener Sänger:innen. Die Urheberschaft der Porträts sowie deren Provenienz gehen aus der Sammlung allerdings nicht hervor.

Sammlung verschiedener Rollenbilder von Sängerinnen, Lithograf: Unbekannt, 1847? (Signatur: Rara/FMG Bilder.3)


Während Marietta Albonis Aussehen in der Lithografie eher stilisiert und jugendlich wirkt, vermittelt eine Karikatur der Sängerin von einem Auftritt als Semiramide ein anderes Bild der Sängerin in der Rolle. Eugène Giraud karikierte die italienische Sängerin, die im Oktober desselben Jahres im Théâtre Italien in Paris auftrat. Die Sängerin wird dort sehr ›weiblich‹ und ohne die charakteristischen Eigenschaften der »eroi amanti« (u.a. Jugendlichkeit, Anmut oder Subtilität) dargestellt. Giraud verspottet außerdem Albonis Körperbau. Eine solche Reduktion der Sängerinnen auf ihre äußerliche Erscheinung war zur damaligen Zeit im öffentlichen Diskurs um die Oper keine Seltenheit.

»Madame Alboni dans Semiramide au Théâthe Italien«. Karikatur von Marietta Alboni als Arsace aus der Oper Semiramide von Giochino Rossini, Eugène Giraud, 1902, aus dem Buch »Rossini: biographie critique« von Lionel Dauriac. Henri Laurens, Paris 1902/1930, S. 53.



Ausgewählte Literatur

Dauriac, Lionel. Rossini: biographie critique. Paris: Henri Laurens, 1902.

Seedorf, Thomas, und Bianca Maria Antolini. »Alboni, Marietta«. MGG Online. 1999.

Seedorf, Thomas. Heldensoprane: Die Stimmen der eroi in der italienischen Oper von Monteverdi bis Bellini. Wallstein Verlag, 2015.

 
Lithografie von Marietta Alboni (1826–1894) als Arsace aus der Oper »Semiramide« von Gioachino Rossini, Lithograf: Unbekannt, 1847[?] Signatur: Rara/FMG Bilder.3 © Archiv fmg

Zuletzt bearbeitet: 17.02.2021

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