Ausstellungen

„Inszenierte Wirklichkeiten“ – Fotographien von Pianistinnen, damals und heute

Amy Beach, Teresa Carreño und Yuja Wang: Drei Frauen, drei Pianistinnen mit internationaler Strahlkraft, drei Fotographien

Das Forschungszentrum für Musik und Gender besitzt eine Vielzahl an Fotographien der Künstlerinnen Amy Beach und Teresa Carreño. Anders als Texte oder Noten geben uns Fotographien einen unmittelbaren Einblick in die Lebenswelten dieser Künstlerinnen. Mit Blick auf genau diese Inszenierungen der Künstlerinnen fällt auf, dass Kontinuitäten zwischen den Darstellungen von Beach, Carreño und moderner Starpianistinnen wie Yuja Wang existieren. In einer Ausstellung des Forschungszentrums werden ausgewählte Quellen der drei Pianistinnen gegenübergestellt, die Aufschluss über den Status der Künstlerinnen, deren Gemeinsamkeiten und Eigenheiten von Fotographien als (musik)historische Quellen geben.

Die Fotographien von Beach und Carreño sind keine Schnappschüsse, sondern aufwändige Inszenierungen, die ein bestimmtes Bild vermitteln sollen. Bei genauem Blick wird deutlich, dass Fotographien als Quellenmaterial nicht als objektives Abbild der Wirklichkeit angenommen werden sollten. Die Hochwertigen, meist von bekannten Fotostudios aufgenommenen Bilder deuten zudem auf den Status den die Künstlerinnen besaßen bzw. besitzen. Eine ausgestellte Fotographie von Amy Beach (Rara/FMG Beach, H. 1/4) ist von demselben Studio aufgenommen worden, das jeden US-Präsidenten seit Abraham Lincoln fotografierte. Diese Vielfältigen Netzwerke, die sich bei genauerer Betrachtung der Quellen ergeben werden in der Ausstellung mit einer Weltkarte veranschaulicht, die die Stationen der drei Pianistinnen zeigt.

Die Ausstellung ist nun zu Beginn des Sommersemesters 2024 zu den Öffnungszeiten des Forschungszentrums zu sehen. Kommen Sie vorbei und schauen Sie sich die Quellen im Original an!

Konzeption der Ausstellung: Anton Schreiber (Student und Teilnehmer am Seminar "Historische Quellenforschung zu Komponistinnen und Interpretinnen" im Wintersemester 2023/2024)

Whisky trifft auf Wohltätigkeit. Wissensräume um die Sängerin Jenny Lind

Ausstellung in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
Kuratiert von Dr. Maren Bagge und Univ.-Doz. Nicole K. Strohmann, gemeinsam mit Studierenden im Rahmen eines Begleitseminars

Ausgangspunkt dieser Ausstellung ist die Wiederentdeckung der bis vor kurzem verloren geglaubten und daher als “Lost Letters” in die Musikforschung eingegangenen Briefe der schwedischen Sängerin Jenny Lind (1820-1887) an ihre Berliner Freundin Amalie Wichmann aus den Jahren 1852 bis 1874. Die Briefe befanden sich lange Zeit im Besitz der Familie Wichmann und konnten erst in den 1960er Jahren von W. Porter Ware und Thaddeus C. Lockard erworben werden, die diese in einer sehr freien und teils ungenauen englischen Übersetzung als „The Lost Letters of Jenny Lind“ publizierten. Die Originalbriefe in deutscher Sprache waren seitdem jedoch nicht auffindbar und sind nach der Erwerbung durch das Forschungszentrum Musik und Gender Hannover (fmg) nun erstmals für die musikwissenschaftliche Forschung zugänglich.

Die Briefe, die Jenny Lind an ihre enge Vertraute und mütterliche Freundin verfasste, zeugen von den vielfältigen musikbezogenen Aktivitäten, die die Sängerin vor, aber vor allem auch nach der Eheschließung und ihrem vermeintlichen Rückzug ins Privatleben pflegte - eine Lebensphase, welche die zahlreichen zeitgenössischen Lind-Biographien in der Regel aussparen. Biographische Publikationen, die das Jenny Lind-Bild prägten und bis heute prägen, fokussieren in der Regel ihre Karriere als Opernsängerin.

Dies gilt auch für das von Eduard Magnus für die Sängerin 1846 angefertigte Porträt, über das Lind in einem Brief an Amalie Wichmann rückblickend schreibt: “Ich bin da die Künstlerin”. Im Gegensatz zu der etwa 30 Jahre später entstandenen Lithographie, die “The Late Jenny Lind” zeigt, ist dieses Bild, das als Vorlage zahlreicher Reproduktionen diente, zentraler Bestandteil der Lind-Rezeption und prägt somit, wie die Sängerin heute erinnert wird.

Bildet das im fmg archivierte Quellenmaterial zu Jenny Lind zwar nur einen kleinen Teil der erhaltenen Quellen ab, so vermittelt das vielfältige Material - darunter Notendrucke mit Arrangements ihrer beliebtesten Opernarien, Briefe, Rollenbilder, Porträts, Werbeanzeigen für einen Whisky oder ein großformatiges Geschenkbuch von ihrer Amerikareise - doch ein facettenreiches Bild der schwedischen Sängerin.

Ausgehend von den im fmg überlieferten Materialien gibt die in der GWLB im Rahmen der WISSENSWELTEN präsentierte Ausstellung Einblicke in das durch diese Quellen vermittelte Wissen über Jenny Lind. Die einzelnen Kojen widmen sich dabei nicht nur den bekannten Bildern und Narrativen, sondern beleuchten auch bisher weniger bekannte Facetten ihres Lebens und Wirkens, um sie – ausgehend von der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch der Selbstreflexion – in der Vielfalt ihrer Tätigkeiten und Rollen zu präsentieren. So tritt sie durch die Quellen nicht nur als gefeierter Opernstar in Erscheinung, sondern auch als Konzert- und durch Amerika reisende Sängerin, sowie insbesondere in den Briefen auch als Ehefrau und Mutter, Freundin, Vertraute oder Wohltäterin mit ausgeprägtem karitativem Engagement. Andererseits erscheint sie als Marke, als Werbeträgerin oder als nationales Identifikationsobjekt.

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek im ersten OG frei zugänglich und kann dort bis Dezember 2023 besucht werden.

Kulturprogramm

Die Ausstellung wird durch ein Kulturprogramm in der Gottfried Wilheilm Leibniz Bibliothek begleitet:

Vorträge:

  • Beatrix Borchard: Im Dienste des Hofes oder des Marktes, 13. April 2023, 17 Uhr
  • Rebecca Grotjahn: Stimmen aus dem Jenseits: Was wissen wir eigentlich über historischen Gesang?,  8. Juni 2023, 17 Uhr

Führungen durch die Ausstellung durch Janica Dittmann und Dorothea Gertler (Teilnehmende des Begleitseminars und Hilfskräfte am fmg): 18.4., 31.5., 13.6., 11.7., jeweils 17:30 Uhr


Kuratorinnenführung durch Maren Bagge und Nicole K. Strohmann im Rahmen des Novembers der Wissenschaft, Dienstag, 3. November 2023, 16:00 Uhr.


Virtuelle Ausstellung

Ergänzend zur physischen Ausstellung wird derzeit ein digitales Format erarbeitet, das im Rahmen des virtuellen Portals Kulturerbe Niedersachsen zugänglich sein wird. Neben den digitalisierten Inhalten der Präsenzausstellung wurden im Rahmen einer fmg-Springschool weitere Inhalte erarbeitet, die in den nächsten Monaten sukzessive freigeschaltet werden und die modulare digitale Ausstellung um weitere Perspektiven bereichern.


Radio-Beiträge

Wie man Musik digital ausstellt. Multiperspektivisch ins Heute“ , Sendung im DLF am 18.7.2023, 22:05-22:50 Uhr

Welt der Musik. Musikgeschichte digital ausstellen im Kulturerbeportal Niedersachsen“, Sendung im NDR Kultur am 17.9.2023, 18:00-19:00 Uhr

 
Ein Brief der „Lost letters“. Jenny Lind an Amalie Wichmann, Schlangenbad, 9.7.1850, Rara/FMG Lind,J.17/1
The Late Jenny Lind. Lithographie. Glasgow: Maclure, MacDonald & Co. [ca. 1870], Rara/FMG Lind,J.21

Zuletzt bearbeitet: 11.04.2024

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